Projekt Beschreibung
52° 31′ 4,2″
Nord
13° 23′ 30,1″
Ost
Sanierung des Springbrunnens der Staatsbibliothek zu Berlin
Wider die Schwerkraft.
Für die Schönheit.
Während in alten Zivilisationen technisch anspruchsvolle Systeme zur Versorgung mit Trinkwasser und zur Bewässerung konstruiert wurden, entwickelten sich diese Systeme im Zeitalter der Renaissance und des Barocks zu künstlerisch ausgestalteten Anlagen. Springbrunnen, Wasserspeier und künstliche Kaskaden inszenierten Wasser und galten als Ausdruck von Reichtum und Wohlstand der entsprechenden zeitlichen Phasen. Mit der Entwicklung der Technik im Allgemeinen und der möglichen Überwindung der Schwerkraft gerieten auch die Springbrunnen zu immer imposanteren wie prunkvolleren Anlagen. Städte, die etwas auf sich hielten und viele Gärten der Hoheiten wurden im Laufe der Zeit als Betonung des eigenen technischen wie monetären Vermögens um Springbrunnen erweitert.
Als die Staatsbibliothek unter den Linden in den Jahren 1903 –1914 vom Königlich-Preußischem Hofarchitekten Ernst von Ihne im Stil des wilhelminischen Neobarock errichtet wurde, durfte natürlich auch ein Springbrunnen nicht fehlen. Er fand seinen Platz im Ehrenhof des Gebäudes, in dem, neben der Königlichen Bibliothek und der Universitätsbibliothek, auch die Königliche Akademie der Wissenschaft untergebracht wurde.
Kaiser Wilhelm II, der Namenspate des wilhelminischen Neobarocks, regierte von 1890 bis 1914. Wer zu dieser Zeit, in der die Wirtschaft des Deutschen Reiches boomte, einen Auftrag zur Errichtung eines öffentlichen Gebäudes ergattern wollte, tat gut daran, die Vorlieben der Kaiserlichen Hoheit zu berücksichtigen. Denn das Fassadenrecht der Krone sicherte ihm das letzte Wort auch in architektonischen Fragen zu.
Wissen ist Macht.
Die Zeit unter Wilhelm II. brachte jedoch nicht nur eine boomende Wirtschaft im Deutschen Reich, heute spricht man vom ersten deutschen Wirtschaftswunder. Schon in dieser Zeit spielte auch das Bildungssystem, das auf die drei Säulen Volksschule, Realschule und Universität ruhte, eine entscheidende Rolle bei der Ausbildung dringend gebrauchter gut ausgebildeter Menschen. Die damalige deutsche Quote der Analphabeten von nur 1% der Bevölkerung im Vergleich zu 12% in den USA und 10% in Frankreich spricht auch heute noch eine deutliche Sprache.
Neben der Wirtschaft profitierte vor allem aber die Wissenschaft, die eine bis dahin nicht gekannte Blüte erlebte. Die Universitäten des Kaiserreichs zählten zu den mordernsten Einrichtungen ihrer Art in der Welt. Davon zeugt auch, dass von der ersten Verleihung des Nobelpreises im Jahr 1901 bis 1918 mehr als ein Drittel aller wissenschaftlichen Nobelpreise an deutsche Forscher vergeben wurden. Berlin galt als weltweites Zentrum auf dem Gebiet der Naturwissenschaften. In der Humboldt-Universität gaben sich die Nobelpreisträger wie zum Beispiel Robert Koch, Max Planck und Albert Einstein buchstäblich die Klinke in die Hand. Es ist davon auszugehen, dass sie zwecks ihrer Forschungen auch auf den reichhaltigen Bücherfundus der Staatsbibliothek zurückgegriffen haben.
Ironie des Schicksals ist, dass Kaiser Wilhelm II 1914 mit der Staatsbibliothek seine letzte feierliche Gebäudeübergabe beging. Es folgte der 1. Weltkrieg, danach war es vorbei mit dem Kaiserreich.
Wir machen, was wir können
und können, was wir machen.
Aus marode wird vollendet.
Als das Gebäude im Herzen Berlins, das jetzt Preußische Staatsbibliothek Unter den Linden hieß, im 2. Weltkrieg von der ersten Bombe getroffen wurde, begann man mit der Evakuierung der wissenschaftlichen Bibliothek. Um sie vor Kriegsschäden, jedoch auch vor Plünderungen zu schützen, wurden die
Bestände nach und nach in 30 Auslagerungsorte verfrachtet. Am 15. Februar traf dann eine Luftmine den Kuppellesesaal, was eine fast 40%-ige Zerstörung des gesamten Gebäudes und des sich darin noch befindenden Inventars zur Folge hatte.
Die starken Kriegsschäden wurden in der Zeit der deutschen Teilung leider nur unzureichend beseitigt. Erst 1999, 10 Jahre nach der Wende, nahm man die dringend notwendige Grundsanierung in Angriff. Diese wurde, um den Bibliotheksbetrieb aufrechtzuerhalten, in zwei Bauabschnitten umgesetzt. Nun erstrahlt das Gebäude wieder im alten Glanz und wir sind stolz darauf, unseren Teil mit der Sanierung des Springbrunnens im Ehrenhof beigetragen zu haben. Die historische Restaurierung des Brunnens, der in einer Minute 800 Liter Wasser bewegt, erforderte neben viel Sachverstand auch ein behutsames Vorgehen, damit so viel Originalmaterial wie möglich erhalten bleibt. Wir installierten eine Anlage für die Wasseraufbereitung und, damit
alles im rechten Licht erscheint, eine Beleuchtungsanlage, die das historische warme Weiß widergibt.
Wir bedanken uns bei dem Bauherren, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, und der Bauherrenvertretung, dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, für das uns entgegen gebrachte Vertrauen. Bei der INNIUS DÖ GmbH, die für die Bauüberwachung zuständig war, möchten wir uns an dieser Stelle für die
gute Zusammenarbeit bedanken.