Projekt Beschreibung

52° 31′ 12″

Nord

13° 22′ 10″

Ost

Erneuerung des Wasserspiels Forum am Kanzleramt in Berlin

Bundesumzug.

Aus allen Lautsprechern schallte „Wind of change“ von den Scorpions und „Senza una donna“ von Zucchero und Paul Young, als die Frage die deutschen Gemüter bewegte: Sollte die politische Machtzentrale der Bundesrepublik Deutschland vom kleinen beschaulichen Bonn in die historisch stark belastete ehemalige Hauptstadt des Deutschen Reiches und nach wie vor größten deutschen Stadt Berlin umziehen?

Hitzig wurden Argumente ausgetauscht, Wolfgang Schäuble als vehementer Befürworter Berlins etwa sagte: „Ich glaubte, in den 40 Jahren, in denen wir geteilt waren, hätten die Allermeisten von uns auf die Frage, wo denn Parlament und Regierung sitzen werden, wenn wir die Wiedervereinigung haben, die Frage nicht verstanden und gesagt: selbstverständlich in Berlin.“ Um anzufügen: „Es geht auch nicht um Arbeitsplätze, Umzugs- oder Reisekosten, um Regionalpolitik oder Strukturpolitik. Das alles ist zwar wichtig. Aber in Wahrheit geht es um die Zukunft Deutschlands.“ Das sollte doch gesessen haben, oder? Nicht so für Norbert „Denn eins ist sicher: die Rente“ Blüm: „Lasst dem kleinen Bonn Parlament und Regierung.“ Und, nicht ohne Polemik: „Wir haben uns nicht zum Deutschen Reich vereint, sondern zu einem kräftigen Bundesstaat.“

Schließlich wurde im Bundestag in Bonn abgestimmt. Die Abgeordneten stimmten dem „Antrag auf Vollendung der Einheit Deutschlands“ mit 338 Stimmen zu, mit 18 Stimmen Vorsprung vor den „Bonnern“. Eine knappe Entscheidung, die so große Auswirkungen auf die vor der Wende eher in dörflicher Atmosphäre und ärmlich vor sich hin existierende, mit Bundesmitteln gepäppelte Stadt haben würde. Die Stimmung in der Stadt bewegte sich zwischen „Wir sind wieder wer“ von den „echten“ Berlinern und dem klagenden „Schluss mit lustig“ der Zugezogenen, die sich im alternativen Berlin gemütlich eingerichtet hatten.

Bundeswaschmaschine.

Ta ta ta ta. „Guten Abend meine Damen und Herren, wir begrüßen Sie zur Tagesschau.“ BERLIN: …? Jahrzehntelang hatte die politische Berichterstattung aus der Hauptstadt mit einem dahingeschmetterten BONN begonnen. An diese Veränderung musste man sich erst gewöhnen. Grundlegende Veränderungen
standen jetzt jedoch auch für die vielen Abgeordneten und Bundesbeamten an, deren Arbeits- und Lebenswelt sich um nahezu 600 Kilometer Richtung Osten verschieben sollte.

Auch Berlin musste umgekrempelt werden, die Politik brauchte Platz zum Debattieren, die Politiker und deren Mitarbeiter brauchten Wohnraum. Das Regierungsviertel entstand. Ein wesentliches Element dieses Viertels ist das Band des Bundes, das nördlich des Reichstags quer über den Spreebogen verläuft. Teil dieser Baugruppe ist das Bundeskanzleramt, das in der Amtszeit des „Kanzlers der Einheit“, Helmut Kohl, von den Berliner Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank entworfen wurde. Ironie des Schicksals, der erste Chef dieses Amtes war nicht Kohl selbst, sondern sein politischer Widersacher, der „Kanzler der ruhigen Hand“ Gerhard Schröder, der das Gebäude am 2. Mai 2001 bezog.

In Berlin ist man nie verlegen, vor allem nicht, wenn es um Spitznamen für Sehenswürdigkeiten geht. Der Fernsehturm heißt „Telespargel“, die Kongresshalle „Schwangere Auster“ und die Gedächtniskirche schlicht „Hohler Zahn“. Wen wundert es, dass auch dieses architektonisch sehr umstrittene Gebäude von den Berlinern seinen „richtigen“ Namen bekam. Aufgrund einer runden Fensterfront heißt es kurz und bündig „Waschmaschine“. Seitdem wird aus dieser Bundeswaschmaschine regiert. Und, das ist wohl den politischen Zwängen geschuldet, nicht immer im Schonprogramm.

Wir machen, was wir können
und können, was wir machen.

Bundeswasserspiele.

Weltweit waren Landschaftsarchitekten dazu aufgerufen, sich am landschaftsplanerischen Wettbewerb zur Gestaltung einer Parkanlage im Parlaments- und Regierungsviertel Berlins zu beteiligen. Eine mehr als anspruchsvolle Aufgabe. Die Entscheidung über die Prämierung der eingereichten Entwürfe fiel 1997. Ând the Winner was: Lützow 7, Landscapes Architects. Auf Deutsch: Lützow 7, Landschaftsarchitekten aus Berlin. Wichtige Bestandteile des Siegerentwurfs waren die interaktiven Wasserspiele, an deren Umsetzung wir teilhaben durften, was uns sehr stolz machte.

Natürlich war unsere Begeisterung groß, als wir jetzt mit der Aufgabe betraut wurden, die Sanierung und Erweiterung der Anlage zu übernehmen. Technisch und logistisch durchaus eine Herausforderung, der wir uns jedoch gerne stellten. Für den reibungslosen Betrieb wurden hunderte Meter Rohre verlegt. Schächte, Schachtabdeckungen, Wasserwände und Umwälzpumpen wurden erneuert. Unter anderem wurde eine Kiesfilteranlage installiert, die Schalt- und Steuertechnik komplett ausgetauscht und die SPS-Steuerung zur Erzeugung der einzelnen Wasserbilder programmiert. Mit weiteren Details unserer Arbeit möchten wir Sie an dieser Stelle verschonen.

Was uns jedoch wichtig ist zu erwähnen, ist die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten an diesem Projekt. Wir möchten uns bedanken bei der Auftraggeberin, der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH, bei den Planern, dem Ingenieurbüro für Wassertechnik und den Kollegen vom IKJ-Ingenieurbüro sowie BLS Energieplan GmbH.